Donnerstag, 20. September 2018

Der mit dem schönen Namen ist Anwalt oder will Anwalt werden, momentan ist er in einer Krise. Meine Hormone auch. Aber das Wort bei mir ist nicht Krise sondern Cocktail und gegen genau diesen presste er mein Becken, nachts um drei als die Zombies durch die Straßen irrten. Es waren zwei. 

Unsere Unterhaltung beeinhaltete mehr als zwei Optionen. Entweder wir würden zusammen sein wollen, oder wir würden gar nichts sein wollen oder wir würden Freunde sein die Freunde sind oder Freunde sein, die mehr sind oder wir wären freundliche Kollegen die freundlich wären oder wir wären professionelle Kollegen die professionell wären oder wir würden uns gar nicht kennen und Näher für Nike in Thailand sein oder eine absolut blöd-großartige Faustbegrüßung in Zukunft durchführen. 

Je länger die Unterhaltung dauerte, desto mehr Optionen tauchten auf und mein kognitives Denken unter, da wankten 2 frühmorgendliche Menschen, die drei Uhr gar nicht als Nacht sondern als Morgen erlebten, plötzlich die Straße entlang.

"Guck, Zombies", sagte der mit dem schönen Namen, mein Kopf wanderte von stark links nach stark rechts. Ein paar Sätze vorher waren noch aus seinem Mund die ersten Worte der ersten Zeile der "divina commedia" von Alighieri in Originalsprache gekommen, bevor mein Kopf  zu schwirren begann von all den möglichen Möglichkeiten aller möglichen Universen, die er mir in einer möglichst inbrünstigen Ansprache präsentierte, während seine Finger aufgeregt auf das Lenkrad trommelten.

Alles ausgelöst durch den Flügelschlag eines Blickes an einem Sonntagnachmittag im späten August im Büro eines Callcenters, der mir ein "Wow" entlockte und mein Interesse geweckt hatte.

"Guck, Zombies" und ich sah genau den Zombiefilm, den mir seine Ankündigung versprochen hatte. Im Auto mit dem Kennzeichen KN: LX, das ich deswegen in "Kann Lux" umbenannt hatte, das Auto das immer Licht hat, ertönte unser Lachen ob dieser göttlich wankenden Kömodie zweier Menschen, ungesegnet ihrer körperlichen Fähigkeiten, die wir mit Geräuschen unterlegten. Bwwains, Bwwwains...

Später stellte ich fest, dass entweder er oder ich einen buchstäblichen Zahlendreher in den Emails vom Anfang gemacht haben mussten. Kann Lux ist eigentlich KN: XL. Kann großes. Noch besser.

Groß wurden meine Augen, als ich ihn bat mir einen Vorgeschmack auf eine der möglich wählbaren Optionen unseres potentiellen Zwischenmenschentums zu geben, man sollte ja alles mal probieren, von jeder Mutter auf der Welt gepredigt und im nächsten Moment dann von einer Wucht an Leidenschaft getroffen wurde. Wellenförmige Blitze durchströmten  meinen Körper ruckartig und meine nächsten Schritte waren butterweich, während wir nach der Zombieapokalypse eine Runde um den Block zu drehen begonnen hatten.

Die Verabschiedung beeinhaltete zwei Becken die sich aneinander pressten, aber nicht küssten, weil sie sich das aufbewahren wollten.

Heute kündigte er an unterzutauchen. Ein weiterer familiärer Streit, der sich spontan ergeben haben musste, krönte die bereits schon schwierige Situation. Da er von der Beziehung zu seinem Bruder als einer freundlich-professionellen gesprochen hatte, wunderte mich das nicht.

1800 KM in einem Autobahnrutsch mit ihm nach Genua, und zurück am Wochenende, werden ihr übriges getan haben. Davor fragte er mich noch, ob ich nicht mit nach Genua kommen wolle.

Ich schnaubte ein bisschen traurig und ein bisschen amüsiert auf, als ich sah, wie gründlich er medial vorgegangen war, ein leeres Profilbild da, ein vermutlich geblockter Account dort, eine Freundschaftsanfrage, die nur einen Tag als eine erhöhten Zahl in der Freundesliste angedauert hatte und dachte, das es genau diese Inbrust ist, die mit meiner mithalten kann, die genau das an einem Mann ist, das ich anziehend finde und nach dem ich lange gesucht hatte. Eigentlich hatte ich gar nicht gesucht. Ich lasse passieren, aber es wäre eines der Kriterien gewesen, hätte ich gesucht.

Jetzt werde ich also warten. Im warten bin ich gut, seit dem ich gelernt habe, wie man das Warten auch einfach beenden kann, wenn man zu lange gewartet hat. Aber bis dahin ist es gut zu warten.

Dienstag, 31. Oktober 2017

Der Eiskrieg.

An diesem Tag erwachend wusste ich noch nichts vom Eiskrieg. Kälte tut mir weh. Lässt mich langsam werden, lässt mich Unstimmigkeiten besser wahrnehmen, lässt helles heller und lautes lauter erscheinen, als säße man in einem Hagel Eiskörner von denen manche die Wange mit einem schmerzlichen Abrutschen streiften. Ganz weit weg, hinter dem Hörer, warme Wohnzimmer, angeregte Gespräche, das Gefühl des Asphalts unter dem Vorderreifen an dieser bestimmten Stelle 30 km von hier oder ganz banal das gute warme Gefühl nachts in der Tristesse des Großraumsbüro. Stattdessen knurre ich innerlich und schlage mit dem Fuß gegen die Tischkante, dass meine Nachbarin zusammenzuckt und all die Konzentration, die ich gerne darein läge ein gutes Gefühl zu haben, muss ich ständig durch das schließen der Fenster unterbrechen. 3 Grad. Gut darf ich bei offenem Fenster arbeiten, deswegen wurde ich ja auch Bauarbeiter.






Mittwoch, 13. September 2017





Ich bin Borderliner oder HSP oder habe ADHS oder bin Autist. Es passt im Grunde von Allem irgendwas. Bisweilen ist das sehr anstrengend, aber es hat auch seine schönen Seiten. Ich kenne wenige die so grundlos glücklich und enthusiastisch sind wie ich und manchmal passieren dann so Dinge, von denen ich gar nicht will dass sie passieren und plötzlich finde ich mich in einem riesigen Wirrwarr wieder, das ich so nicht wollte. Ich fühle auch mehr und nehme mehr wahr und das in einer anstrengend  und manchmal aufregend hohen Intensität. Der Vorteil ist, ich bin die Person über die alle anderen immer sagen „Warum erlebst du all diese Geschichten, ich erlebe nie so viel“

Vorhin kam mir erst eine Fledermaus im Treppenhaus entgegen, die reinflog, eine Runde um mich drehte während ich sie dabei beobachtete und die dann wieder rausflog. Ausser mir hat das niemand gesehen. Das macht mich zwar alles zu einer guten Schriftstellerin, Fotografin und Künstlerin, führt dann aber zwischenmenschlich immer zu solchen Situationen. Eigentlich halte ich mich da sehr gerne raus, ich bin sehr gerne allein mit mir, da funktioniere ich am besten. Natürlich halte ich mich dann doch immer wieder nicht an meine Worte.





Lerne ich jemanden Neues in meinem Leben kennen, habe ich nach 2 Tagen schon im Kopf alle relevanten Szenen für die nächsten 50 Jahre versuchsweise im Kopf durchgespielt bis dann der unweigerliche Moment kommt an dem ich die Augen runzle und mir „WTF, Mädel“ denke, sofort gefolgt von einem anderen Moment, denn amüsanterweise bin ich gleich emotional wie ich rational bin, in dem ich weiß, dass es jetzt total Sinn machen würde, mir dieses Luftschloss bitte wieder zu nehmen, denn es ist komplett sinnlos und um mir zu beweisen dass das so ist kommt dann die typische Frage nach einem Kaffe oder einem Treffen. 

Und tatsächlich behalte ich meistens recht und das Luftschloss löst sich unter wohligem Seufzen wieder auf und ich lache über mich und ungefähr ab da kann dann der normale Umgang mit Menschen bei mir losgehen.

Du hast ein bisschen zu viel geflirtet, zu viele schöne Augen, zu viele Trigger. Das war dann der Moment als dieses Prinzip schachmatt gesetzt wurde.




"bye bye rational,
es war sehr schön mit dir,
vielleicht sehen wir uns mal wieder,
schreib ne postkarte wenn du kannst,
ja,
wir machen dann mal wieder pizza zusammen,
ja,
ich vergesse dich nicht, komm wieder!
ja.“






Sonntag, 6. August 2017

Gloomy Sunday
Die Katze die ihre Maus liegen ließ.
Tagebucheintrag.

ich bin so ein bisschen unschlüssig ob dieses sanft ziehende gefühl an den augen nun ein weinen ist dass ich rauslassen sollte, oder eines das mich weiter reintreiben wird. es gibt ja beide sorten., das erlösende und das steigernde weinen. weil ich unschlüssig darüber bin, balanciere ich es weiter aus.


mein tag war heute blöd. so kopfblöd. kopf nicht auf voller leistung da, zu sehr beschäftigt mich körperlich wohl zu halten und zu wenig kapazitäten um heute richtig mit der außenwelt reagieren zu können. dann noch diese facebooknachricht, an der auch immer so das gefühl von warten und erwartung liegt, gleichzeitig mit einem vorsichtigen gefühl, sich zu bremsen über die freude, die man gerne aufbrächte, aber es nicht tun sollte, weil vermutlich gar keine antwort käme und dann wäre man enttäuscht obwohl man gleichzeitig weiß dass man überhaupt nicht enttäucht zu sein bräuchte und der barista bei hollys hatte den espresso gestern besser gemacht, heute zu heiß und irgendwie sauer.


vielleicht war der barista heute auch sauer und gestern nicht, weil er sich gestern noch über etwas gefreut hatte ohne sicht vorsichtig zu bremsen, damit der aufprall nicht so hart wird und heute war mein espresso dann eben sauer. gute besserung, barista.


und dann noch dieses ständige lauschen...da, das muss doch eine blasenentzündung sein und da, ein kratzen im hals. du wirst krank! alice!

ich fühle mich eigenetlich selten frei, immer versuche ich mich in irgendeinem maß zu halten weil ich innerlich so unendlich stark hin und her schwinge.

am besten geht es mir, wenn ich wenig input von außen bekomme, mit dem ich zusätzlich arbeiten muss, sondern voll und ganz zeit habe mich viel auf meinen output zu konzentrieren und das sind auch die momente an denen ich selbstbewußter werde und mehr lache und mich traue längeren blickkontakt mit menschen aufzubauen. ich werde meine vorstellung des perfekten extrovertierten, so weit ein introvertierter eben seinen horizont hat. wohlfühl-extraversion.

am besten ist es, wenn ich alleine bin. da funktioniere ich wirklich gut.
der mann, der mich aushalten kann, an den glaube ich nicht mehr. ich glaube daran, dass ich noch einige affären haben werde, weil ich das gefühl von verliebtsein mag und es wohl stärker empfinde als andere weil ich alles stärker als andere empfinde und es mich geistig knockt, wenn ich nicht auf mich aufpasse.

aber ein mann auf den ich so aufpassen darf, wie ich mir wünsche dass er auf mich aufpasst und dem ich nicht zu viel bin wenn ich so bin wie ich bin wenn ich mich mit mir wohlfühle, an den glaube ich nicht mehr. und einen anderen will ich nichts fürs leben, der rest sind liebevolle aber volatile affären. so volatil wie das leben dieser maus, die von einer schwarzen katze, die mir entgegenkam, angeschleppt wurde, die seelenruhig mit ihrer maus an mir vorbeilief, aber beim nächsten radfahrer der ihr entgegenkam ihre beute ablegte und einfach weiterlief.

Donnerstag, 14. März 2013

Die Filigranität wohnt im Fenchel


Tag 33. Sitze nachts auf dem Balkon meines Fenchels und schaue den Fenchelblättern zu wie sie im Wind wehen. Bekomme Appetit, halte mich aber zurück, habe sonst kein Haus mehr.

Samstag, 5. Januar 2013

staatlich verordnete schizophrenie

Herr E. war zum Traumträumer ausgebildet worden. Nun war man mit der heutigen Wissenschaft in der Lage Gefühle und Emotionen zu substituieren, aber man stellte fest, dass die Kreativität der Menschen darunter litt. Busse und Züge kamen pünktlich, Autos hielten den benötigten Sicherheitsabstand ein, niemand musste durch den Laden nach Tina rufen und was die Kondome kosten, weil niemand vergessen hatte ihnen den Preis dranzukleben. Nur machte sich dieses Murren breit, wenn die Leute abends von der Arbeit nach Hause kamen und die immer gleichen Spielfilme wiederholt wurden während sie schlaflos einen Blick auf Seattle werfen mussten.


Irgendwann war man auf die Kreativselektionen gekommen. Bestimmte Menschen, meistens Künstler, Schriftsteller, man hatte dies ja alles in den großen Datenbanken erfasst, wurden Abends vom sogenannten KS-Kommando abgeholt und auf ein vertrauenserweckendes heißes Getränk eingeladen. Emotionen gegen emotive Arbeit.
Die meisten ließen sich natürlich auf diesen Deal ein, waren sie dann auch wieder in der Lage zu fühlen was sie einst taten und wie sich Tränen anfühlten, wenn sie über ein Gesicht rollten und sich mit einem sanften Tremolo auf einer blankpolierten Tischplatte verteilten.


E. war somit zum Traumträumer geworden, früher Puppenspieler, heute selber eine, gebar er all das was von ihm gewünscht wurde in einer kleinen Wellblechhütte, die mit seltsamen Bildern ausgestattet war. "Das bin ich", sagte er, "man muss es nicht verstehen, aber es gibt einen Zusammenhang"
Viel Zeit hatte er nicht, " Sie produzieren gerade einen neuen Spielfilm. Es ist ziemlich schlaflos zur Zeit. Aber ist das nicht schizophren, dass ich den Leuten nun das geben muss, was sie hatten, bevor es ihnen abgespaltet wurde?"

Dienstag, 11. Dezember 2012

die contenance wohnt im chicorée

lange hatte die contenance nach einem passenden haus ausschau gehalten,  vor einger zeit hatte sie ihren ersten chicorée bezogen und alles hätte so schön sein können, doch manchmal kam der collie namens mellon vorbei, dann ärgerte sich die contenance wenn er in den vorgarten machte, aber sie konnte ja nichts dagegen tun.